Die Angaben über die Häufigkeit schwanken zwischen 22-84 % [20]. Für die interstitielle Bestrahlung soll die Häufigkeit postoperativer Sexualstörungen günstiger liegen [5]. Nach Goldstein [6] soll die Strahlentherapie arteriosklerotische Veränderungen in den Beckenarterien beschleunigen. Die damit induzierten Erektionsstörungen waren demnach hauptsächlich arterieller Ursache. Das teilweise abrupte Auftreten der Beschwerden mit Beginn der Therapie bei einem Teil der Patienten lässt aber auch Zweifel an dieser Hypothese berechtigt erscheinen. Bei der radikalen Prostatektomie zuvor radiotherapierter Patienten findet sich das Gefäß-Nerven-Bündel in einer dicken Narbenplatte, sodass auch ein Kompressionsverschluss der Arterien in diesem Bereich möglich erscheint.
Bei etwa 50 % der Patienten mit Diabetes mellitus ist mit dem Auftreten einer erektilen Dysfunktion im Verlaufe ihrer Erkrankung zu rechnen [18]. Auch können Erektionsstörungen erste klinische Manifestation eines noch nicht bekannten Diabetes mellitus sein. Ätiologisch müssen an organischen Faktoren eine Mikro- und Makroangiopathie der penilen Gefäße, eine Neuropathie, aber auch Schaden im kavernosen Gewebe [13] bei der Abklärung in die differenzialdiagnostischen Oberlegungen einbezogen werden. An In-vitro-Studien von isolierten Corpus-cavernosum-Streifen impotenter Diabetiker konnte zudem gezeigt werden, dass die endothelabhängige Relaxation des Gewebes abgeschwächt war [24]. Bei der Diagnostik werden SKAT-Responder und SKAT-non-Responder gefunden. Die Abklärung sollte unbedingt eine Blasenfunktionsuntersuchung beinhalten, da eine Blasenentleerungsstörung erstes Zeichen einer vegetativen Neuropathie sein kann. Therapeutisch wurden im eigenen Krankengut bei SKAT-Responders bevorzugt die SKAT, bei Non-Respondern eine Vakuumsaugpumpe (EHS) als Therapieoption eingesetzt. Andere Arbeitsgruppen bevorzugen sogar generell den Einsatz der Vakuumpumpe [18]. Hauri [9] berichtete über gute Erfolge einer arteriellen Revaskularisation der Penisgefälle. Wegen der unzureichenden Erfassung vegetativer Neuropathien und dem lichtmikroskopisch nachgewiesenen Schaden im kavernosen Gewebe bei Patienten mit Diabetes mellitus wird von anderen Autoren jedoch zur operativen Zurückhaltung bei dieser Erkrankung gemahnt.
Eine Zusammenstellung von Price et al. [18] kritisiert das derzeit noch vorhandene Informationsdefizit bei der Behandlung der erektilen Dysfunktion sowohl bei Patienten als auch bei Ärzten. Obwohl die meisten Patienten mit erektiler Dysfunktion eine Behandlung wünschten, sprachen sie nur selten ihren Hausarzt auf dieses Problem an oder erhielten von ihrem Arzt bloß unbrauchbare Ratschläge [12].
Bei der zum Formenkreis der Kollagenosen gerechneten Sklerodermie wird auch über das Auftreten von Erektionsstörungen berichtet [17]. Kontrastmittelaussparungen im Cavernosogramm [18] und lichtmikroskopisch nachweisbare lokale Anhäufungen von kollagenem Bindegewebe [23] im Schwellkörper sprechen dabei für eine organische Ursache im Sinne einer kavernosen Fibrose. Wegen des bei diesen Patienten gehäuften Auftretens eines Raynaud-Phänomens im Bereich der Hände erscheint zudem eine sekundäre Arteriopathie als ätiopathogenetisch relevanter Faktor möglich. Therapeutisch werden bei der meist ungünstig verlaufenden Grunderkrankung D-Penizillamin und Kortikosteroide eingesetzt, jedoch liegen kaum Angaben zum Wert dieser Therapie zur Beeinflussung der erektilen Dysfunktion vor. Vereinzelt wurde über die wegen der extensiven kavernosen Fibrose schwierige Implantation einer Penisprothese, aber auch über den Prothesenausbau wegen postoperativer Glansnekrose [1] berichtet. In jedem Fall scheint eine interdisziplinäre Therapieplanung mit Berücksichtigung der Gesamtprognose sinnvoll.
Verletzungen des Penis oder benachbarter Strukturen und Erkrankungen des Schwellkörpers können mit einer erektilen Dysfunktion einhergehen. Dies muss bei der Anamnese und klinischen Untersuchung berücksichtigt werden. Eine erektile Dysfunktion kann auch Folge therapeutischer Bingriffe sein, vorüber der Patient präoperativ aufzuklaren ist. Beim Diabetes mellitus muss bei jedem zweiten Patienten mit dem Auftreten einer erektilen Dysfunktion im Verlaufe der Erkrankung gerechnet werden.
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