Weitere Untersuchungsmethoden werden derzeit vor allem unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten durchgeführt. Eine Relevanz für die derzeitige Verwendung in der Praxis kann daher noch nicht abschließend beurteilt werden.
Erste günstige Ergebnisse bei der Darstellung von Veränderungen der Tunica albuginea bei Induratio penis plastica mittels KST wurden von Austoni et al. [1] beschrieben (Abb. 3.14). Bei dieser Erkrankung ist jedoch mittels Schwellkörpersonographie nach SKAT schneller und kostengünstiger Information über die Ausdehnung der Veränderungen am Schwellkörper zu gewinnen. Sohn [6] berichtete über das Verteilungsmuster des KST-Kontrastmittels Gadolinium-DTPA (Magnevist) innerhalb des Schwellkörpers als mögliche Untersuchungsmethode zur Beurteilung der arteriellen Versorgung des Schwellkörpers. Insgesamt ist derzeit eine abschließende Indikation zu diesem Verfahren im penilen Bereich noch nicht zu stellen. Die Kernspintomographie stellt jedoch die wichtigste diagnostische Methode zur Erfassung und Lokalisation hypophysärer Prolaktinome als Ursache einer erektilen Dysfunktion dar und hat bezüglich dieser Indikation die Röntgen-Sella-Aufnahme verdrängt.
Abb. 3.14. Kernspintornographische Darstellung vermehrter Bindegewebsstrukturen im Bereich des Schwellkörper-Septums bei Induratio penis plastica.
Die intravenöse Applikation eines Radionuklids (99mTc-Pertechnetat) wurde zur Darstellung hämodynamischer Veränderungen wahrend der Erektion als Screeningmethode zur Objektivierung arterieller Veränderungen eingesetzt [4]. Auch die Auswaschung von subkutan appliziertem 133Xe [2], teilweise nach intrakavernöser Injektion von Prostaglandin Ej, wurde zu klinischen und wissenschaftlichen Fragestellungen eingesetzt. Die Methode hat, wegen zum Teil kontroverser Ergebnisse, bisher keinen Eingang in die Routinediagnostik finden können.
Eine mögliche Koinzidenz zwischen einer erektilen Dysfunktion und einer Blasenentleerungsstörung, wie sie häufiger bei neurogenen Erkrankungen und nach Radikaloperationen im Beckenbereich gefunden wird, ist durch die gemeinsame Nervenversorgung der Harnblase und der Schwellkörper über parasympathische Äste des N. pelvicus und sympathische Fasern des N. hypogastricus zu erklären. Bei auffälliger Miktionsanamnese kann dabei eine urodynamische Untersuchung mit simultaner videographischer Aufzeichnung eine Hilfe zur Erfassung vegetativer Neuropathien im Beckenbereich bieten. Bei dieser Untersuchung wird, mit der Hilfe eines transurethral oder suprapubisch eingelegten doppelläufigen Katheters (8 Charriere), die Harnblase mit warmem (37 DC) Kontrastmittel aufgefüllt und gleichzeitig der Blasendruck gemessen. Die Messung des Abdominaldrucks erfolgt über eine mit Flüssigkeit gefüllte Ballonsonde im Rektum.
Ein Mehrkanalschreiber registriert kontinuierlich das Blasenfüllvolumen, das Miktionsvolumen, den Harnfluss und evtl. das Elektromyogramm des Beckenbodens. Der Detrusordruck, der als Differenzdruck von intravesikalem und Rektumdruck definiert ist, wird elektronisch mittels eines Subtraktionsverstarkers errechnet und ebenfalls kontinuierlich aufgezeichnet. Insbesondere bei der simultanen Videourodynamik können die urodynamischen Parameter mit den morphologischen Anomalien der Harnblase gleichzeitig korreliert werden. Gerade diese Art der Untersuchung erlaubt eine präzisere Analyse der Störfaktoren, was bei der konventionellen Urodynamik nicht möglich ist. Ein Beispiel ist die partielle Lähmung der Harnblasenwand, die als direkter Hinweis auf eine partielle neurologische Beeinträchtigung der Harnblaseninnervation gilt (z. B. postoperative oder posttraumatische Neuropathie). Diese Befunde können insbesondere bei der Begutachtung posttraumatischer erektiler Funktionsstörungen bei Kombination mit Miktionsstörungen Bedeutung gewinnen.
Die Ableitung elektrischer Potenziale über in den Schwellkörper eingestochene Nadelelektroden wurde als mögliche diagnostische Methode zur Erfassung einer Neuropathie der vegetativen Schwellkörper-Innervation sowie zur Diagnose einer kavernosen Myopathie vorgestellt [7]. Desynchronisierung der elektrischen Potenziale soll für eine autonome Neuropathie sprechen, wahrend niedrige Amplitude und langsame Depolarisation auf eine kavernöse Myopathie hindeuten. Obwohl die Methode reproduzierbare Ergebnisse zu liefern scheint, ist die Herkunft der abgeleiteten Potenziale unklar. Eine ätiologische Zuordnung der erhobenen „pathologischen“ Befunden zu klinischen Befunden erscheint derzeit noch verfrüht und muss weitere wissenschaftliche Untersuchungen nach sich ziehen.
Obwohl bei arterieller und kombiniert arteriell-venöser erektiler Dysfunktion mittels Elektronenmikroskop Veränderungen besonders im Bereich der glatten kavernösen Muskelzellen gefunden wurden [5], kann die lichtmikroskopische morphologische Untersuchung des Schwellkörper-Biopsats derzeit noch keinen Beitrag zur pathologischen Klärung erektiler Dysfunktionen bieten und noch nicht als diagnostische Maßnahme empfohlen werden [3]. Weitere Forschungen sind auf diesem Gebiet derzeit im Gang.
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