Der Penis wird zu Recht als „Barometer für die Gesundheit eines Mannes“ bezeichnet, denn jede Anomalie in seiner Anatomie, Physiologie oder Funktion kann auf eine zugrunde liegende Krankheit oder Störung hinweisen. Außerdem gilt der Penis als Symbol für Potenz, Macht, Männlichkeit, Stärke und Autorität. Dies erklärt die Besessenheit vieler Männer von der Größe ihres Penis. In einer internetbasierten Umfrage unter 52 031 heterosexuellen Männern bewerteten 66 % ihren Penis als durchschnittlich, 22 % als groß und 12 % als klein (Lever J et al. 2006). Leider sind trotz der scheinbaren Besessenheit der meisten Männer (und einiger Frauen) von diesem lebenswichtigen Organ die meisten Menschen nicht einmal über die Grundlagen der Penisfunktion und -dysfunktion informiert. Hier finden Sie Antworten auf einige häufig gestellte Fragen und vielleicht auch auf einige, die Sie nicht stellen konnten.
Die sogenannte normale Penisgröße lässt sich nicht universell anwenden. Die Größe des Penis hängt von der Vererbung, der Rasse, der Menge an suprapubischem Fett, dem Alter und dem Serum-Testosteronspiegel ab und variiert sogar von Land zu Land.
In der medizinischen Fachliteratur wird berichtet, dass die durchschnittliche Länge des gesunden erwachsenen Penis in den Vereinigten Staaten im schlaffen Zustand 8,8 cm (3,5 Zoll), im gestreckten Zustand 12,4 cm (4,9 Zoll) und im erigierten Zustand 12,9 cm (5,1 Zoll) beträgt; der durchschnittliche Umfang im schlaffen Zustand beträgt 9,4 cm (3,7 Zoll) (Wessells H et al. 1996b). Es folgen weitere Messberichte (Chen J et al. 2000; Ponchietti R et al. 2001; Schneider T et al. 2001; Harding R, Colombok SE 2002; Son H et al. 2003; Syropoulos E et al. 2003; Awwad Z et al. 2005) aus verschiedenen Ländern:
Im Allgemeinen und trotz einiger kleinerer internationaler Abweichungen sind die normalen Maße des Penis 3,6–4 Zoll für den schlaffen Penis, 4,6–5,2 Zoll für den gestreckten Penis und 5,6–6,4 Zoll für den erigierten Penis, mit einem Umfang von 3,6–4 Zoll für den schlaffen Penis und 4,6–6 Zoll für den erigierten Penis (Wylie KR, Eardley I 2007).
Wenn der Penis schlaff ist, lässt sich seine Länge im erigierten Zustand am besten abschätzen, indem man das Fettpolster, das ihn möglicherweise bedeckt, zurückzieht, den Penis streckt und ihn von der Unterkante des Schambeins bis zur Spitze der Eichel misst.
Und bevor Sie fragen: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Größe des Penis und der Größe der Nase, des Fußes, der Finger oder eines anderen Körperteils.
An Kontroversen zu diesem Thema mangelt es nicht, insbesondere in der Laienpresse. Einige Frauen messen der Penisgröße große Bedeutung bei, während andere sagen, dass sie sich nicht darum scheren und eher die Qualität der sexuellen Leistung ihres Partners bewerten als dessen körperliche Ausstattung. Für die Mehrheit der Frauen scheint die Qualität wichtiger zu sein als die Quantität.
In einer niederländischen Studie mit 170 Frauen, die nach der Bedeutung der Penisgröße für das sexuelle Funktionieren, die Leistung und die Zufriedenheit befragt wurden, stuften 20 % die Länge als wichtig und 1 % als sehr wichtig ein, während 55 % sie als unwichtig und 22 % als völlig unwichtig einstuften. Ein ähnlicher Trend ergab sich, für den Penisumfang, der insgesamt als wichtiger als die Länge eingestuft wurde (Francken AB et al. 2002). Obwohl diese Ergebnisse nicht auf alle Frauen weltweit verallgemeinert werden können, deuten sie darauf hin, dass die Penisgröße nur für eine Minderheit, wenn auch eine beträchtliche Anzahl, von Frauen wichtig ist.
Leider setzen viele Männer die Größe ihres Penis mit Männlichkeit, Potenz, sexueller Macht, körperlicher Anziehungskraft und besserer Leistung gleich. Viele streben sogar eine Penisverlängerung an, obwohl ihre Organgröße eigentlich innerhalb der medizinischen Norm liegt (siehe folgender Abschnitt). Ein offenes Gespräch mit der Sexualpartnerin kann dazu beitragen, die Ängste des Mannes vor seinem selbst eingeschätzten „kleinen“ Penis zu lindern. Außerdem ist die Größe eines kleinen Penis im schlaffen Zustand in der Regel kein wirklicher Indikator für die Größe im erigierten Zustand, da sich seine Dimensionen während der Erektion im Allgemeinen stärker vergrößern als die eines großen schlaffen Penis.
Die meisten Urologen sind sich darüber im Klaren, dass trotz der von vielen Männern geäußerten Besorgnis über einen zu kleinen Penis die Größe des Organs bei den meisten Männern, die eine Penisverlängerung wünschen, eigentlich normal ist (Lee PA, Reiter EO 2002, Mondaini N et al. 2002). Eine zweijährige Studie an der Universität Florenz, an der 67 Männer im Alter von 16 bis 55 Jahren teilnahmen, die eine chirurgische Verlängerung wünschten, bestätigte kürzlich diese Beobachtung. Obwohl alle von ihnen ihren Penis als „kurz“ und rekonstruktionsbedürftig ansahen, stellte sich heraus, dass keiner von ihnen einen Penis hatte, der nach gängigen Normen sehr kurz war, oder an einer anderen Penisanomalie litt. Etwa 85 % von ihnen gingen fälschlicherweise davon aus, dass ein normaler schlaffer Penis zwischen 10 und 17 cm groß ist; etwa 15 % konnten die normale Größe nicht einschätzen. Die meisten brachten ihre falschen Vorstellungen von der Penisgröße mit Vergleichen in der Kindheit mit ihren Vätern oder Freunden oder mit späteren Vergleichen mit Darstellern in Pornofilmen in Verbindung (Mondaini N et al. 2002).
Zahlreiche Quacksalber werben für verschiedene Pillen, Tränke, Lotionen, Dehnungsgeräte und operative Verfahren zur Vergrößerung des Penis und nutzen dabei die Ängste und Wünsche der Männer aus, körperlich attraktiver oder „sexuelle Superhelden“ zu werden. Leider fallen viele Männer solchen Scharlatanen zum Opfer. Im Allgemeinen funktionieren diese Methoden schlicht und einfach nicht, trotz einiger Behauptungen über eine Penisverlängerung von 2 bis 4 cm mit einigen Penisstreckern, die täglich mehrere Stunden lang zu Hause angewendet werden, die jedoch durch keine wissenschaftliche Studie, die in von Experten begutachteten medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurde, bestätigt wurden.
Alle Dehnungsmethoden sind nur begrenzt wirksam, da der dorsale Penisnerv nicht gedehnt werden kann, ohne ihn zu verletzen oder zu zerreißen (Avulsion). Wie bereits erwähnt, bestehen die angepriesenen chirurgischen Techniken in der Regel aus der Fettabsaugung oder Lipektomie des suprapubischen Fettpolsters, der Durchtrennung des sensorischen Bandes, das den Penis mit dem Schambein verbindet, oder der Bedeckung des Penis mit Hautlappen vom Unterbauch und anschließender Fettinjektion zur Vergrößerung des Umfangs. Die Ergebnisse sind sehr dürftig und führen in der Regel zu einem wackelnden, tief hängenden Penis, der bei der Erektion in alle Richtungen zeigt, außer in die normale Senkrechte. Es kann zu Narbenbildung und Beulen kommen, und es können sich Fettklumpen unter der Penishaut bilden. Weitere mögliche und manchmal verheerende Komplikationen sind Infektionen, ED, Verkürzung, Verlust des Penisgefühls, anhaltende Schmerzen, Haarwuchs am Penis und Harninkontinenz.
Die American Urological Association, die American Society for Aesthetic Plastic Surgery und die American Society of Plastic Surgeons haben sich gegen eine kosmetische chirurgische Vergrößerung eines normal großen Penis ausgesprochen. Ich möchte auch betonen, dass größer nicht immer besser ist, und dass Qualität wirklich viel wichtiger ist als Quantität. (Ich habe in der Tat mehrere Männer wegen ED behandelt, die mit sehr großen Genitalien ausgestattet waren!)
Kaltes Wasser oder kaltes Wetter lassen den Penis normalerweise schrumpfen, während warme Bedingungen ihn verlängern können. Psychische Zustände wie Angst, Wut und Unruhe können die äußeren Genitalien (Penis, Hoden und Hodensack) näher an den Körper heranziehen und den Penis vorübergehend physiologisch verkürzen.
Fälle von echtem Mikropenis sind zwar selten, verdienen aber eine umfassende Untersuchung und Behandlung. Eine vorgeschlagene objektive Definition für einen abnormal kurzen Penis basiert auf Messungen von weniger als 4,5 cm für die schlaffe Länge und weniger als 7 cm im erigierten oder gestreckten Zustand (Wessells H et al. 1996b), oder, genauer gesagt, wenn die Länge im schlaffen Zustand mehr als zwei Standardabweichungen unter dem Durchschnitt liegt, gemäß anerkannter Normen.
Eine gründliche medizinische Untersuchung eines Mannes, dessen Penis der obigen Definition von „klein“ entspricht, sollte eine Karyotypisierung (Chromosomenuntersuchung), genetische Untersuchungen und eine Bewertung der Hypophysen- und Hodenhormone im Blutkreislauf sowie des Testosterons und Dihydrotestosterons im Genitalgewebe umfassen.
Mikropenis ist eine multifaktorielle Störung, die durch genetische, hormonelle und umweltbedingte Anomalien verursacht wird. Er kann auch mit uneindeutigen Genitalien oder Fehlbildungen wie der Hypospadie (einer abnormen Lage der Harnröhrenöffnung) einhergehen (Mondaini N, Gontero P 2005).
Die wichtigsten Hormone für das Wachstum des Penis sind die Androgene (männliche Hormone) Testosteron und Dihydrotestosteron sowie das luteinisierende Hormon (LH) aus der Hirnanhangdrüse. Beim Fötus hängt die korrekte Entwicklung des Penis von der Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron durch das Enzym 5-alpha-Reduktase in Penis, Hoden, Hodensack, Harnröhre und Prostata ab. Diese Entwicklung hängt auch vom Vorhandensein intakter, funktionsfähiger Androgenrezeptoren in den Zielzellen in den inneren und äußeren Genitalien ab.
Daher kann jedes Ereignis oder jede Anomalie, die die Androgenproduktion oder die Wirkung der 5-alpha-Reduktase hemmt, zu einer Unterentwicklung der männlichen Genitalien führen. Wenn eine schwangere Frau beispielsweise hormonstörenden industriellen und landwirtschaftlichen Chemikalien ausgesetzt ist, kann dies die normale sexuelle Differenzierung des Fötus beeinträchtigen. Eine Unterentwicklung des Penis kann auch die Folge einer genetischen Mutation der Androgenrezeptoren oder einer angeborenen, LH-hemmenden Anomalie des Hypothalamus oder der Hypophyse sein, da LH normalerweise die Leydig-Zellen der Hoden zur Testosteronausschüttung anregt.
Manchmal ist das Genitalgewebe trotz normaler Androgenspiegel unempfindlich gegenüber Androgenen, sodass sich ein Mikropenis entwickelt, der auf die Gabe von Testosteron nicht anspricht. Eine Verkürzung des Penis kann auch nach Operationen wie der radikalen Prostatektomie (Entfernung der Prostata und der Samenblasen) zur Behandlung von Prostatakrebs oder nach dem Einsetzen von Penisprothesen zur Behandlung von ED auftreten. Und in einigen wenigen Fällen wird trotz einer gründlichen Untersuchung keine offensichtliche Ursache für den Mikropenis gefunden.
Bei Erwachsenen, insbesondere bei Unzufriedenheit des Mannes mit der Größe seines Penis und der daraus resultierenden Entwicklung schwerer psychischer Störungen, hängt die Behandlung des Zustands von den diagnostizierten Ursachen ab. Die Behandlung kann psychiatrische Beratung, Aufklärung, Fettabsaugung oder Lipektomie des überschüssigen suprapubischen Fetts, Hormonersatz mit Testosteron oder LH und Penisverlängerung und/oder -verbreiterung durch anerkannte mikrochirurgische Techniken umfassen, die von einem Team aus erfahrenen Urologen und plastischen Chirurgen durchgeführt werden.
Bei angeborenem oder erworbenem Mikropenis — zum Beispiel bei vollständiger oder teilweiser Durchtrennung oder Zerstörung des Penis aufgrund eines Unfalls, einer Verletzung oder eines chirurgischen Missgeschicks — haben sich verschiedene Verfahren bewährt. Mit myokutanen Lappen (Muskel- und Hautteile, die vom Oberarm oder Unterbauch entnommen werden, wobei die Nerven erhalten bleiben) ist es möglich, die Penislänge um etwa 2 bis 3 Zentimeter zu vergrößern oder sogar einen neuen Penis zu schaffen. Ein neuartiges Verfahren, bei dem beidseitige Lappen der Vena saphena magna zur Vergrößerung des Penisumfangs verwendet werden, hat ebenfalls ermutigende Ergebnisse erbracht (Austoni E et al. 2002).
Sogar bei Patienten mit amputierten Penissen — von psychisch gestörten Männern selbst zugefügt, bei einem Unfall oder durch die Hand einer eifersüchtigen oder misshandelten Ehefrau oder Geliebten erlitten — können die meisten Fälle erfolgreich durch eine mikrochirurgische Wiederbefestigung oder alternativ durch die Schaffung oder Rekonstruktion eines neuen, funktionellen Penis mit Transplantaten behandelt werden. In der medizinischen Fachliteratur sind mehr als SO solcher Fälle beschrieben worden. Ich, persönlich, habe drei erfolgreiche mikrochirurgische Wiederanheftungen durchgeführt.
In Fällen von Penisverkürzung nach einer Prostatektomie kann die tägliche Verwendung eines Vakuumgeräts ohne den einschnürenden Ring zur erneuten Verlängerung beitragen. Andere chirurgische Techniken zur Penisverlängerung umfassen das Perovic-Verfahren, bei dem der Penis demontiert wird, indem die Eichel von den Schwellkörpern abgetrennt und ein Stück des Rippenknorpels in die distalen Schwellkörper eingesetzt wird (Perovic S et al. 2003), oder die subkutane Aufpolsterung des Penis mit Fett, freien dermalen Fettlappen oder biologisch abbaubarem Material. Eine kürzlich durchgeführte Studie, bei der ein mit Fibroblasten besiedeltes biologisch abbaubares Gerüst verwendet wurde, das zu einem Schlauch geformt und um den Penisschaft gewickelt wurde, führte zu guten Ergebnissen mit einer Zunahme des Umfangs um etwa 3 Zentimeter (Perovic SV et al. 2006).
Eine Krümmung oder Biegung des Penis nach ventral (nach unten in Richtung der Oberschenkel), lateral (zu beiden Seiten) oder dorsal (nach hinten in Richtung des Körpers) während der Erektion ist zwar nicht ungewöhnlich, kann aber für den Patienten sehr störend sein. Sie kann mit Schmerzen, Schwierigkeiten bei der Penetration und manchmal auch mit ED verbunden sein.
Wenn eine Biegung oder Krümmung seit der Geburt vorhanden ist, kann sie auf eine abnorme Befestigung der Penishaut oder der subkutanen Faszie (Gewebe unter der Haut) oder auf abnorm kurze Schwellkörper zurückzuführen sein, die beide chirurgisch mit ausgezeichneten Ergebnissen korrigiert werden können. Die ventrale Biegung kann sehr wohl angeboren sein und steht meist in Zusammenhang mit einer Hypospadie (siehe oben). Bei Erwachsenen ist die häufigste Ursache für eine schmerzhafte Peniskrümmung oder -verbiegung die Peyronie-Krankheit. Insbesondere die ventrale Krümmung kann auch durch eine Penisfraktur (siehe folgender Abschnitt) oder eine andere Form von Trauma der Genitalien verursacht werden.
Die Anwendung des Begriffs „Penisfraktur“ auf den Penis ist vielleicht nicht ganz gerechtfertigt, wird aber in Ermangelung einer besseren Bezeichnung von der medizinischen Fachwelt akzeptiert und verwendet. In den meisten dieser unglücklichen Fälle stößt ein Mann mit einer vollen Erektion beim Geschlechtsverkehr oder sogar im Schlaf mit seinem Penis an einen festen Gegenstand oder biegt ihn beim Rollen im Bett stark durch. In der Regel ist ein knisterndes Geräusch zu hören, das von Schmerzen, Erektionsverlust und einer Schwellung des Penis mit einer rötlichen oder bläulichen Verfärbung begleitet wird; dies ist auf einen Riss der Tunica albuginea, das Austreten von Blut unter die Penishaut und die Entstehung eines Hämatoms (eine Ansammlung von geronnenem Blut) zurückzuführen. In meisten Fällen ist die ideale Behandlung ein sofortiger chirurgischer Eingriff, um das ausgetretene Blut zu entfernen und den Riss in der Tunica zu nähen. Unbehandelt kann eine Penisfraktur zur Narbenbildung an der Bruchstelle führen, was eine Verkrümmung des Penis bei der Erektion zur Folge hat.
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